Manschettenknöpfe_Deumer

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Die meisten meiner Freunde und Bekannten stehen fest im Leben. Sie haben ihre Ausbildung beendet, arbeiten regelmäßig oder stecken voll in ihrem Studium und werden dieses auch bald erfolgreich beenden.

Viele von ihnen sind zudem seit einigen Jahren in funktionierenden Partnerschaften, leben zusammen und haben einen geregelten Alltag. So wie meine Eltern und wie meine Großeltern. Nur nicht so wie ich.

Ich habe lange gebraucht überhaupt einen Weg zu finden, mit dem ich zufrieden bin. Nach dem Abitur habe ich erst einmal gar nichts gemacht, nur gejobbt. Dann wollte ich Kunst studieren. Das war immer mein Traum. Nicht genommen zu werden bei meinem Traumstudiengang der „Visuellen Kommunikation“ in Kassel war keine Option in meiner Lebensplanung.

Ich wurde aber nicht genommen und bekam einen vernichtenden Brief, indem man mir mitteilte ich habe keine ausreichende künstlerische Begabung. Natürlich ohne weitere Begründung. Die hätte mir allerdings auch nicht weitergeholfen.

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Mein jahrelang aufgebauter Traum war zerstört und somit sämtliche Zukunftsvisionen. Ich stand da ohne weiteren Plan und ohne Alternativen. Schnell musste also etwas anderes her. Noch ein weiteres Jahr „Nichts-Tun“ wäre ja auch zuviel des Guten.

So wurde schnell ein Ausweichplan erstellt: Ausbildung zur Kommunikationswirtin. Hat ja auch was mit Medien zu tun. So mit Werbung und Gestaltung. Ein Praktikum in einer Agentur war auch schnell gefunden. Und nach 9 Monaten abgebrochen. Ich fühlte mich gefangen im Büro, hatte keinen Spaß an dem 8-stündigen Arbeiten in einer Agentur und dem zusätzlichen Studieren am Wochenende. Zu dieser Zeit fotografierte ich auch schon nebenbei und mein Blog stand am Anfang seines Werdegangs. Einen Plan, wie es nun weitergehen sollte, hatte ich allerdings immer noch nicht. Ein weiterer Versuch bei der Kunstuniversität vielleicht? Selbstständig arbeiten oder wieder jobben? Es startete eine Mischung aus allem. Ein wenig Mappenvorbereitung, ein bisschen jobben, Gewerbeanmeldung und der Hauch von Selbstständigkeit. Vor allem aber mischte sich ein unbehaglicher Zeitdruck und immer wieder immense Unsicherheit in meinen Alltag. Was soll ich nun machen?

Ich beneidete jede fröhliche Zahnarzthelferin und jeden gestressten Vollzeitstudenten. „Die haben geschafft“ dachte ich mir. Sie stehen im Leben. Vielleicht leben sie nicht ihren Traum, aber sie leben strukturiert. Ich brauchte auch Struktur und ich entschied mich für einen Kompromiss.

Ich schloss ab. Ich schloss ab mit meinem Traum Kunst zu studieren und fing an meinen Traum von Selbstverwirklichung zu leben. Ich habe mich dazu entschlossen von meiner Selbstständigkeit leben zu können und mir die Struktur und die Absicherung durch ein Studium zuzugestehen. Ich studiere Germanistik. Ich mag diesen Studiengang und ich habe Spaß in der Uni. Ich werde dieses Studium nicht in Regelstudienzeit beenden, aber ich werde es beenden. Ebenso werde ich nicht in diesem Jahr und auch nicht im nächsten Jahr komplett Selbsttändig sein mit Blog und Fotografie. Aber ich arbeite darauf hin. Ich kenne nun mein Ziel und ich fühle mich gut damit.

Ich gehe keinen klassischen Weg, aber ich gehe meinen Weg.

 

Kennt ihr diese Problematik auch? Geht ihr einen sicheren, klassischen Weg oder habt ihr euch auch für eine unkonventionelle Variante entschieden?

Fotos by Stefan Döring
Manschettenknöpfe: Deumer

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16 thoughts on “Andere Wege gehen

  1. Sehr schöner Post. :) Ich kann dich da sehr gut verstehen. Ich würde sagen, dass ich einen eher klassischen Weg gehe. Aber ich merke immer wieder, das das eigentlich gar nicht wirklich das ist, was ich machen möchte. Ich habe gemerkt, dass genau wie bei mir dieser Büroalltag nichts für mich ist und das ich zu viele Interessen habe, um mein Leben lang in einem Job zu arbeiten. Mein Kompromiss ist es daher nun Teilzeit zu arbeiten, nebenbei noch meinen Master zu machen – auch nicht in Regelstudienzeit – und zwischendurch die Zeit zu finden, weiter an dem zu arbeiten, was mir wirklich Spaß macht. Wie genau das klappt, das werde ich dann in den nächsten Monaten sehen :D

  2. Auch ich mag den Post – manchmal wünsche ich mir heutzutage, ich hätte damals, vorm Studium den Mut gehabt, es so anzupacken wie du. Vielleicht hätte ich mich dann gegen ein Biologiestudium entschieden, und irgendetwas mit Medien gemacht. Aber damals hatte ich meine Liebe zur Fotografie noch nicht entdeckt. Die kam erst sehr viele Jahre später. Nun habe ich ein abgeschlossenes Studium und schreibe eine Doktorarbeit – also alles sehr ‚geregelt‘ wie du es nennst. Nebenher bleibt kaum Zeit für künstlerische Entfaltung – und oft frage ich mich ‚Was wäre wenn…‘, wäre ich dann vllt schon selbständig und würde mich im Job künstlerich entfalten können? Auf der anderen Seite habe ich mir immer gewünscht Biologie zu studieren, einen Doktorgrad zu erreichen. Beides werde ich in diesem Leben von der ‚To Do‘- Liste streichen können. Eigentlich kann ich glücklich und sogar stolz sein. Es macht mir Spaß, ich bin gut in dem was ich da tue.
    Aber ein bisschen Zweifel bleibt einfach…

  3. Sehr, sehr schöner Post. Toll, dass du so offen darüber redest. Ich gehe den klassischen Weg. Okay nicht ganz, weder Ausbildung noch Studium, sondern duales Studium, also gleich beides gleichzeitig, alles andere wäre ja zu einfach und dabei hätte man ja zu viel Freizeit nebenher (Selbstironie).
    Ich glaube, ich hätte nie wirklich den Mut selbstständig zu sein. Ich bin da so ein kleiner Angsthase. Von daher habe ich jede Menge Respekt vor dir und freue mich auf ganz viele weitere schöne Beiträge mit hübschen Bildern.

    Liebe Grüße
    Jule

  4. ich kenne das und weiß genau was du meinst. ich wollte modedesign studieren, wurde natürlich nicht genommen, bewarb mich aber auch nur an einer kunsthochschule in berlin und es gab einfach viel zu viele mitbewerber. außerdem war ich einfach viel zu jung und meine mappe war nicht gerade die beste. das weiß ich heute. und es war okay. ich wich in ein anderes studium aus, das mir erst keinen spaß machte, ich letztendlich aber dennoch erfolgreich abschloss. zwischenzeitlich hätte ich es fast für eine schneiderlehre geschmissen.
    ich möchte mich auch selbstständig machen und arbeite darauf hin irgendwann von dem leben zu können, das mir spaß macht, mir einfach liegt und wobei ich aufgehe. ich könnte niemals in einem stinknormalen job arbeiten. ich habe lieber die unsicherheit… aber bin glücklich und freier!
    dir viel erfolg weiterhin – du schaffst das und bist doch auf einem guten weg!
    liebste grüße,
    maze

  5. Super Beitrag und kann ich absolut nachvollziehen.
    Bin im Moment in einer ähnlichen Situation, da ich mein Studium beendet habe (Germanistik/Anglistik), aber unter anderem durch mein letztes Praktikum gemerkt habe, dass ich noch nicht bereit bin mich 8 Std. am Tag an den Schreibtisch zu fesseln.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und nachtürlich viel Spaß bei deinem Germanistik Studium :)

  6. What do they know huh? .. these pictures are a work of art in themselves .learnt after uni that you keep on learning being a scholar -for some people that just stops-best pursue your dreams -it’s all we have :)..whites leap out at the eye in a ghostly way – i like that : )

  7. Klasse Beitrag :)
    Mir geht es da genauso wie du, jahrelang Schule gemacht weil ich Kunst und Geschichte studieren wollte aber seit gut 3 Jahren gehe ich nun in verschiedenen Jobs arbeiten und bin seit Anfang des Jahres endlich selbstständig und hoffe, dadurch irgendwann mal leben zu können. Es gibt nämlich nichts besseres als einen Beruf bzw. Job zu schaffen, der zu 100% auf einen passt und mit Glück erfüllt :)

    Jeder sagt, man braucht Sicherheit aber was zahlt man für einen Preis wenn man sich nicht komplett entfalten und glücklich sein kann?

    Gruß,
    Nikki ^^

  8. Ich habe den klassischen sicheren Weg gewählt. Ich verdiene ich Büro sehr gutes Geld, aber Erfüllung ist das nicht. Ab und zu (oder ziemlich oft) bin ich unzufrieden. Das Geld heitert mich ein wenig auf. Der Blog lenkt davon ab. Hätte ich damals das Wissen von heute… Wer weiß was ich dann gemacht hätte. Aber von dem „hätte“ wird es auch nicht besser. Ich mache einfach das Beste daraus.

  9. Danke für diesen wunderbaren Text!
    Endlich auch jemand, der wie ich einen krummen Weg gegangen ist und lange Probleme hatte mit der Selbstfindung.
    Bei mir war es so: Für mich stand nach dem Abi fest, dass ich ein Studium in Übersetzungswissenschaft aufnehmen werde. Ich habe gar nicht groß darüber nachgedacht, sondern mich einfach eingeschrieben. Ich wollte ja unbedingt studieren, weil ich Abi gemacht hab und alle anderen es auch tun, und ich ja mehr Geld verdienen würde blablabla. Nach zwei Monaten hab ich es hingeschmissen, weil es einfach nur murks war.
    Dann kam erst mal ne krasse Orientierungslosigkeit, ich hab mich gefühlt wie der letzte Versager. Bin dann doch relativ schnell wieder eingestiegen. Praktikum im Reisebüro eines Reiseveranstalters, dann dort auch die Ausbildung bekommen und angefangen. Nach paar Monaten hab ich wieder abgebrochen.
    Das zweite Mal versagt hab ich mir gedacht. Der quälende Gedanke, dass alle meine Freundinnen weiterkommen, ihr Ding durchziehen und glücklich sind. Und ich? Stehe wieder am Anfang, hab nix vorzuweisen außer zwei abgebrochene Sachen. Verkorkster Lebenslauf.
    Jetzt? Mache ich eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten.

    Ich kann dich absolut verstehen. Ständig muss man sich rechtfertigen für seinen unkonventionellen Weg. Ständig hat man Angst, dass aus einem nichts wird. Die anderen ziehen an einem vorbei, aber man selbst kommt nicht vom Fleck. Dabei wünscht man sich einfach nur ein geordnetes und geregeltes Leben.
    Vielen Dank für diesen Post. Du hast mir aus der Seele gesprochen.

    Liebe Grüße

  10. Ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. Mein Traum war es immer, Innenarchitektin zu werden, da ich aber absolut nicht zeichnen kann, konnte ich mir diesen Traum nicht erfüllen. Naja heute mache ich was ganz anderes, es ist aber ok. Mittlerweile träume ich aber insgeheim, von meinem Blog leben zu können, was aber eine Wunschvorstellung bleiben wird.

    Gruss
    Natascha

  11. Als ich mich für einen totalen Branchenwechsel entschieden habe, stand ich auch an diesem Punkt. Ich wusste nicht ist es das richtige für mich, wie wird es weitergehen und sol ich noch studieren oder nicht. Für mich stimmt es nun mit meiner Festanstellung in einer Agentur, für mich ist das der absolute Traumberuf. :)

  12. Danke für den Beitrag – ich kenne sehr viele Menschen, die es unter Druck setzt, dass von ihnen ein gerader Lebensweg erwartet wird, der ohne Abweichung sofort zum Traumberuf führt, den man dann bis zur Rente ausübt.
    In der Realität funktioniert das aber selten genug und wir sollten das akzeptieren.

    Bei mir gab es ach Umbrüche. Ich habe mich NACH einem abgeschlossenen Bachelorstudium für einen anderen Beruf entschieden und warte darauf, angenommen zu werden für den Masterstudiengang.
    Der Traum, den ich hegte, begleitete mich länger als mein halbes Leben, seit ich 12 war. Es war bitter, tat weh, aber jetzt fühle ich mich gut dabei.
    Und in meinem Nebenjob habe ich erste Erfolge in kleinen Veröffentlichungen gesammelt.
    Alles gut, trotz Perspektivenwechsel <3

    Ich wünsche dir viel Erfolg!