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Neulich las ich einen Artikel auf einem Blog, welcher sich ums Älterwerden drehte. Verfasst von einer Frau, die sich nach eigener Angabe in ihren „Ü50“ ern befindet. Sie beschrieb dort, wie nervig es sei zu altern. Vor allem über die sich häufenden Falten lamentierte sie Zeile für Zeile. Die Kommentare – alle von Frauen zwischen 40 – 50 Jahren verfasst – drehten sich um selbiges Thema.

„Ja, man kann das Altern leider nicht schön reden“, „Falten sind halt einfach scheiße“ und „Einen Job zu finden ist in diesem Alter nahezu unmöglich“ sind nur einige Beispiele davon. Ich habe die Zeilen verunsichert gelesen und als ich die Kommentare durchgeschaut hatte, war ich regelrecht traurig. So schrecklich war mein Bild einer älteren Frau bisher nie. Klar, der Körper wird nicht jünger. Das ist eine Tatsache, aber doch nicht das Ende. Das Lesen dieses Beitrags bereitete mir wirklich noch Stunden danach schlechte Laune. Nach Aussage des Artikels blieben mir – wenn es hochkommt – noch vielleicht zehn Jahre voller Schwung, Vitalität und attraktiven Aussehens. Ohne feste Anstellung – die ich in meiner Lebensplanung bisher überhaupt nicht vorsehe – könnte ich mich auch direkt arbeitslos melden. Gleich nach meinem Termin beim Schönheitschirugen, welcher sich an meinen exorbitanten Nasobialfalten zu schaffen macht.  Meine bis dahin hängenden Hautmassen, lassen sich auch durch Sport nicht mehr bändigen und eine leichte Vergesslichkeit macht sich breit.

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Ich schaute in den Spiegel und betrachtete meine leichten Stirnfältchen mehr als besorgt. Doch nicht nur das, ich geriet in einen regelrechten Strudel aus Besorgnis. Ich bin noch kein Hochschulabsolvent, habe keine feste berufliche Absicherung und an Heiraten und Kinder kriegen will ich nicht mal denken. Ich fühle mich vital, jung und frisch – eigentlich. Nach dem Lesen meiner persönlichen Hiobsbotschaft, ging ich hinunter zu meiner Mutter. Sie saß mit einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch. Wie immer modern gekleidet, schlank, mit weniger ersichtlichen Stirnfalten, als ich sie habe. Dabei scrollte sie interessiert durch ihren Facebookfeed, um die Neuigkeiten abzuchecken. Wie immer, zeigte sie mir dabei einige interessante Beiträge oder Links zu Shops und Bloggern. Meine Laune besserte sich schlagartig, bekam beim Gedanken an meine Großeltern allerdings noch einen Schub. Beide sind über 80 Jahre alt. Heute werkelten sie im Garten, um Äpfel zu pflücken und Apfelmuß zu kochen. Mein Opa wurde letzte Woche 88 und meinte zu mir „Was will ich denn? Es geht mir gut, ich kann laufen, ich kann ein bisschen arbeiten. Ich feier auch gern noch meinen 100 Geburtstag!“ Von Falten, Wehwehchen oder einer altersbedingten Perspektivlosigkeit ist bei meinen Großeltern NIE die Rede gewesen. Fange ich an, über solche Themen zu sprechen, wird mir einfach zu viel Bewegung an der frischen Luft und regelmäßiger Disziplin geraten. Beide sehen mindestens zehn Jahre jünger aus als sie sind. Sie sind agil und weder senil, noch außergewöhnlich vergesslich.

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Schaue ich mich weiterhin im Verwandten – und Bekanntenkreis um, sehe ich vor allem selbstbewusste Frauen, die keinen Hehl aus ihrem Alter machen. Sie bereisen die Welt, kleiden sich modisch, gehen gern shoppen und organisieren ihr Leben so interessant, wie es viele Gleichaltrige nicht tun. Was trieb also die Frauen unter dem Blogbeitrag dazu, so unglaublich negativ zu sein? Das Alter lässt sich nicht aufhalten. Darüber zu trauern und sich zu verkriechen ist eine Verschwendung der Lebenszeit. Meiner Meinung nach sehen heutzutage viele 40 Jährige Frauen besser aus als 20 Jährige. In den Kursen, die ich im Fittnessstudio besuche, haben die meisten Frauen, die mindestens 15 Jahre älter sind als ich, einen fitteren und trainierten Body und strotzen nur so vor Energie. Wenn ich sie sehe, freue ich mich darauf mit jedem Jahr etwas mehr wie sie zu werden. Wir sind doch nun wirklich nicht mehr im Mittelalter, wo mit 50 Jahren der Sensenmann vor der Tür steht, um dich unter die Erde zu bringen. Viele Frauen Anfang 20 – ich eingeschlossen – haben schon Angst vor der schrecklichen Zahl 30. Glaubt man den gängigen Frauenzeitschriften, braucht man ab dem Überschreiten des 30. Lebensjahres psychische Unterstützung und Lebenshilfe in Form motivierender „Was mit 30 Jahren besser wird“ Beiträgen. Zudem schwebt unter jedem Foto einer abgedruckten Person wie ein Damoklesschwert das Alter in Klammern.

Ich verstehe das Problem nicht. Vielleicht habe ich aber auch nur Glück in einer solch positiven Umgebung aufgewachsen zu sein und zu leben. Ich sehe das Alter nicht als Feind. Ich habe jetzt eine gute Zeit und die werde ich auch später haben.

Mein Traum ist es, faltig in einen riesigen Schal eingekuschelt, in meinem kleinen Haus in Südfrankreich zu sitzen und Bücher zu schreiben. Zwischendurch gehe ich mit meinem grauhaarigen Mann in der Natur spazieren und zum Abschluss gibt es – ganz ohne schlechtes Gewissen – einen leckeren Wein. Ohne weiteres Aufsehen, ohne Meckern über die Falten und – hoffentlich – weiterhin ohne Sorgen. Seht doch alles nicht so eng. Das Leben ist schön.

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Fotos: Miroslaw Majewski

Wie geht ihr mit der Thematik des „Älterwerdens“ um? Seht ihr das Ganze locker oder macht ihr euch oft verrückt? Bin gespannt auf eure Erfahrungen!

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17 thoughts on “Was ist so schlimm am Älterwerden?

  1. Als ich so um die 16 rum war habe ich mich immer gefragt wie ich wohl mit 30 aussehen würde. Jetzt bin ich zumindest fast so alt und fühle mich immer noch jung und nicht unbedingt alt. Natürlich denke ich auch mal ab und zu an Falten und graue Haare, aber das gehört doch einfach dazu…

  2. wie du sagst: man kann es nicht aufhalten sondern muss lernen diese tatsache zu akzeptieren.
    bisher sage ich zwar auch dass ich keine angst vor dem älter werden habe, aber das sollte man mich nochmal während meiner ersten midlife crisis fragen :D
    ich sehe es so. die negativen gedanken kommen mit sicherheit irgendwann, aber dann muss man lernen damit umzugehen. wie mit allen ereignissen im leben. ich denke das ist mit unter die größere herausforderung der man sich stellen muss :)
    ein sehr toller text

    liebe grüße http://hydrogenperoxid.net

  3. Älter werden ist so eine Sache. Ich zum Beispiel fühle mich immer noch wie ein Teenager. Ganz im ernst. Wenn mich jemand fragt wie alt ich bin, schießt mir meist „19“ aus dem Mund, bevor ich dann sage „ääähm, also nein sorry“. Ich habe das Gefühl dass Alter als Zahl und Alter als Gefühl zwei vollkommen verschiedene Dinge sind.
    xx

  4. Ich muss ehrlich sagen ich kann bis jetzt auch nichts schlimmes daran finden älter zu werden. Es gehört nun mal dazu und es wird nun mal nicht allen so ergehen, dass man total faltig etc aussieht. Klar Falten kommen aber es kommen halt viele Dinge zusammen die zu sowas führen. Auch muss man nicht asbach rumlaufen sondern kann modern und schick auch im hohen Altern rumlaufen. Ich finde man sollte dem entspannt entgegen sehen und abwarten was kommt.
    Aber ich kann es mir wirklich vorstellen wie du drauf warst nach dem Artikel :D Man fängt an sich Gedanken zu machen, die einfach unnötig sind.

  5. Auch ich sehe das Alter an sich nicht als Problem. Vieles wird im Alter sicherlich einfacher ;) Aber Fältchen habe ich auch jetzt (feuchtigkeitsfältchen) und Pickel undso weiter undso fort. Es wird immer etwas geben an dem man rummeckern kann. Zwar wird meine Akne (zmdst. hoffe ich das :D) mit dem alter weggehen, aber neue „makel“ werden dazu kommen. Anstatt mir darum sorgen zu machen sehe ich eher, dass doch jeder seine unperfektionen hat… die einen wiederum unverwechselbar und einzigartig machen ;)

    Liebe Grüße Imke von

    http://modewunsch.de/

  6. Ich bin schon gespannt ob ich den End-Zwanziger-Blues noch bekomme, schließlich werde ich übernächsten Montag schon 28 ;) Ein super Artikel mit sehr schönen, sinnlichen Bildern!

  7. Hey, was für ein schöner Post und ein toller Blog! :) Ich schreibe auch viel über das Leben und gebe dir absolut recht, dass Altern in unserer „Jugendwahn-Gesellschaft“ immer viel zu negativ betrachtet wird. Leben ist, was man draus macht.

    VG Cat

  8. Wunderbar wahrer Text. Ich glaube eigentlich ist es unsere Lebenseinstellung die uns Jung oder Alt macht und nicht das Alter an sich. Wenn man mit so einer negativen Ansicht wie die Frauen in diesem Blogbeitrag an die Sache herangeht – klar fühlt man sich dann alt, und klar ist das schrecklich. Nur so ist es ja eigentlich nicht. Ich hoffe, dass ich nie so werde.

    Liebste Grüße ♥
    Mai von Sparkle & Sand

  9. Ein wirklich wundervoller Post! Ich habe auch nicht wirklich ein Problem mit dem älter werden. Klar hat man manchmal so die Gedanken von wegen „muss ich nicht bald mal heiraten, Kinder bekommen, Wurzeln schlagen?“ aber eigentlich ist das doch alles einem selbst überlassen und vollkommen egal wann.

    Deine Bilder sind auch wieder zauberhaft geworden :)

    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag <3
    Liebst, Sarah von Belle Mélange

  10. Toller Post! Ich bin ja erst 33, aber ich finde älter werden an sich eine schöne Sache. Was wäre denn die Alternative? – Der Tod! Nein Danke, dann doch lieber ein paar Falten. Außerdem erzählen Falten vom Leben und können an einer Frau (oder einem Mann) die sich in ihrer Haut auch mit 50+ wohlfühlt, sexy aussehen. Natürlich gibt es da so sachen, wie die Wechseljahre, die bestimmt für viele kein besonderes Vergnügen sind. Aber auch die gehen vorbei und auch mit 50+ kann man sich schön anziehen, feiern gehen und Leute kennen lernen. Es läuft halt größtenteils anders ab, als in jüngeren Jahren, aber was soll’s – wäre ja langweilig, wenn sich nichts ändern würde. Und überhaupt ist 50 noch lange nicht alt ;)

    Das war vielleicht früher mal so. Wenn ich an meine Omas denke, dann weiß ich ganz genau wie ich alt werden möchte. Die Eine hat ab 50 kaum noch etwas unternommen, sich nicht mehr gestylt und war im allgmeinen nicht besonders glücklich. Während die Andere mit 50 das erste Mal im Ausland war und danach jedes Jahr mit ihrer besten Freundin eine Busreise ans Meer gemacht hat, gerne zum Friseur gegangen ist und sich auch schöne Kleidung gekauft hat. Ich mochte beide Großmütter, aber die eine hat mir halt vorgelebt wie schön auch das altern sein kann.

    Sorry für’s zutexten :-D

  11. Also ich sehe das Altern auch nicht als Feind…
    Glücklich bin ich nicht drüber irgendwann mal faltig zu sein, aber im Gegenzug kann man sich doch freuen, wenn man in der heutigen Zeit überhaupt so alt wird!

    LG Mona

  12. Sehr schön geschrieben. Genau wie Du kann ich diese Panik vor dem Älterwerden nicht verstehen, zumindest nicht die vor Falten und der steigenden Zahl. Wieso sich so eine Panik vor der 30 machen? Die meisten Menschen haben so viel Angst davor, dass sie vergessen zu leben. Und Falten wegzuspritzen…ich habe noch kein Botox Gesicht gesehen, das schöner wäre, als das von alten Menschen, denen man ansieht, dass sie gelebt haben, deren Gesichter Geschichten erzählen, traurige und schöne. Das macht uns doch auch aus?
    LG Farina

  13. Ich weis nicht, ob du alte Beiträge noch liest.
    Aber mir ist dieser Beitrag nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich wollte dir umbedingt noch einmal darauf antworten.

    Ich vermute das Alter wird von vielen als Ausrede verwendet.
    – Erst waren die Jungs blöd dumm
    – Dann waren sie Triebgesteuert
    – Dann ist man zu alt

    Es ist also nicht man selbst, der die Jungs vergrault. Es sind die anderen.

    Man sucht nach Ausreden, nur um sich nicht dem inneren Dämon: „Ich vergraule die Männer.“ stellen zu müssen. Vermutlich sogar, weil sich die Person nie die Schuld für igendetwas eingestehen will.

    Daher ist für ausgeglichene Menschen das Alter auch nichts schlimmes. Sie erkennen die Problem und beseitigen sie bei nichtgefallen. Sie fürchten das Alter nicht, weil sie sich auf die schönen Jahre freuen.

    Liebe Grüße Torsten

    P.S.: Selbiges Phänomen gibt es auch bei uns Männern.