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Zunächst einmal: ich habe keine schlechte Figur. Nein, ich denke sogar ich kann mit meinem Körper zufrieden sein. Ich war schon immer sehr schlank und musste nie groß auf meine Ernährung achten. Von Sport ganz zu schweigen. Den habe ich schon in der Schule immer geschwänzt. 
Wie kam es dann also so weit, dass diese Thematik irgendwann einmal meine Laune beeinflussen sollte?

 

Das frühere Ich – Entspanntes Sportmuffeln
Sport und Ich standen schon immer auf Kriegsfuß. Ich habe zwar mal halbherzig Vereine besucht und als Hobby „Reiten“ ins Freundebuch geschrieben, aber eine wirkliche Leidenschaft steckte niemals dahinter. Den Schulsport habe ich in ebenso schlechter Erinnerung. Ich war meist der Idiot, der zuletzt gewählt lustlos neben dem Tor in der Abwehr stand und zur Seite ging, wenn mir der Ball zugespielt wurde. Dies hatte zur Folge, dass die „Schulsportehrgeizigen“ mich gern hart angingen und säuerliche Anfeindungen herüber warfen. Also ließ ich mich besser Auswechseln und beobachtete das Geschehen von der Tribüne aus. Das war sowieso immer viel besser. Krank geschrieben war mir der Sportunterricht schon immer am liebsten und ich habe es durch Nicht Anwesenheit immer ganz knapp zur Note 4/3 geschafft. Ist mir damals, wie heute auch extrem egal.

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Was die Ernährung angeht, ging es meist ähnlich zu. Ich habe daran nicht mal einen einzigen Gedanken verschwendet. Ich habe immer gegessen, was ich wollte. Vielleicht ist es damals, wie heute mein Glück, dass ich u.a  Fleisch einfach nicht mag. Dasselbe gilt für viele andere kalorienreiche Lebensmittel. Ich habe vielleicht nicht übermäßig viel gegessen, aber sicherlich nicht gesund. Nudeln, Nudeln, Nudeln, Reis, Pizza, Subway und wieder von vorne. Zwischendurch mal nen gutes Käsebrot. Abwechslung sieht anders aus. 

 

Der kleine Umschwung – Fitnesstudio und Burger King
Irgendwann – ich weiß gar nicht mehr warum – bekam ich dann die Idee mich im Fitnessstudio anzumelden. In diesem Studio bin ich nun schon fast vier Jahre. Ich ging, wie ungefähr jeder Mensch, anfangs sehr regelmäßig hin und so verlief es phasenweise immer mal besser und mal schlechter. Ab einem gewissen Zeitpunkt gesellte sich mein bester Freund dazu und wir belohnten uns für das Fahrrad fahren im Sitzen und einhergehende ausführliche Unterhaltungen anschließend mit einem schönen Menü bei Burger King. Schließlich war ja der „Long Chicken“ der  „King des Monats“.  Anschließend wurde noch ein leckerer Oreoshake getrunken und geshoppt. Wieso auch nicht? Größe S passt ja eh, ob ich auf mich achte oder nicht.

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Nun ja mein hervorragender Stoffwechsel war wohl doch irgendwann ein wenig überfordert. Es wölbte sich langsam, aber stetig ein kleines fettiges Bäuchlein begleitet von wunderschönen Fettpölsterchen an den Hüften, über meine Hose. Eine zeit lang war mir das gar nicht aufgefallen. Doch irgendwann empfand ich es nur noch als störend. Allgemein war ich zwar dünn, aber null trainiert. Ich gefiel mir einfach nicht mehr.

 

Das Jetzt – Zwischen Motivation und Verachtung
Ich habe letztes Jahr im März angefangen meine Ernährung umzustellen und bin bis jetzt dabei geblieben mich einigermaßen gesund zu ernähren. Das heißt für mich konkret: ich habe mehr Obst und Gemüse in meinem Speiseplan eingebaut und gehe ungefähr gar nicht mehr in Fast-Food Restaurants. Dazu kommt, dass ich seltener Alkohol trinke und im Alltag nur Wasser. Zum Sport gehe ich meist 2 -3 x die Woche. Zu mehr kann und will ich mich meistens nicht aufraffen. Ich habe eine Figur, die mir ganz gut gefällt und halte sie. Doch was mich unglaublich nervt, ist dieser Trend, der momentan im Umlauf ist. Ob ich Facebook, Instagram oder tumblr durchsurfe, überall werde ich zugespammt von hochmotivierten Fitnessgängern, deren Leben sich um NICHTS  anderes zu drehen scheint, als die perfekte Menge Eiweiß zur perfekten Uhrzeit nach dem perfekt abgestimmten „Leeeg Dayyy“ zu sich zu nehmen. Bilder von Fitnessstudiogängen vorm Spiegel werden im Sekundentakt gepostet und mit sporty Hashtags, wie #instafit #nopainnogain und #motivaton versehen. Darauf folgt das super gesunde Mittagessen, bestehend aus einem kleinen Stück Pute und einem freshen healthy selbstzubereitetem Salat. #eatclean #eatwell #healthy

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Und ich sitze vorm Rechner und denke mir ja okay, ich esse dann mal abends um neun meine Portion Pasta Pesto und fühle mich scheiße. Manchmal hätte ich ja auch gern Sixpack.  Aber mal ganz im Ernst, ich achte auch auf mich und darauf mich zu betätigen. Leben und leben lassen. Trotzdem habe ich viele Menschen, die mir mit ihren Fitnessposts auf den Sack gehen inzwischen deabonniert. Wieso? Weil es mich unglaublich unter Druck setzt. Es ist nicht so, dass ich diese Menschen komplett verachte. Es ist aber so, dass sie mir nicht gut tun. Ich finde, wie immer man sollte ein Mittelmaß finden, auch wenn mir selbst dies mal wieder schwer gelingt. Als arbeitender Mensch, mit einer Beziehung, Freunden und einem Hobby, ist es nur sehr schwer möglich 5 x die Woche ins Sportstudio zu gehen und eine perfekte Ernährung, die uns so mancher Fitnessguru vorgaukelt, vermiest einem noch dazu jeden Tag die Stimmung. 

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Ich habe ausprobiert mich konsequent „clean“ zu ernähren und es für scheiße befunden. Ich gehe gern ins Fitnessstudio, aber ich gehe auch gern fotografieren, mit meinen Freunden etwas trinken oder liege einfach im Bett und lese. Ohne schlechtes Gewissen. (na gut manchmal auch mit schlechten Gewissen). Dieser Trend kann gut sein, indem er die Menschen motiviert etwas gutes für sich selbst zu tun, z.B bei krassem Übergewicht. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass er bei vielen Menschen ins Extreme geht. Oder aber, dass viele sich selbst verarschen und ihr online Leben so filtern, dass es gesünder und fitter aussieht, als es ist. Es gibt natürlich auch Menschen, die fit sind, Sport lieben und das nicht ständig an die große Glocke hängen, sondern einfach ihr Ding durchziehen. Nur um dem Vorweg zu greifen, dass sich jeder Vereinshandballer angegriffen fühlt: es geht mir um die Poser und zur Schausteller. Die, die ständig darüber sprechen wollen, bei jeder Gelegenheit betonen, dass sie wieder zum Sport müssen und wie gut ihr geiles Roggenbrot mit körnigem Frischkäse geschmeckt hat. 

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Daher mein Appell: Lasst euch nicht verrückt machen. Ich bin zum Glück einigermaßen darüber hinweg. Momentan bin ich übrigens wieder in einer Pro Kuchen und Anti Bewegungsphase, in der ich mir einrede, dass 2-3 x die Treppe rauf und runterlaufen, durchaus fit hält. Gesunde Ernährung und Sport in den Alltag zu integrieren ist eine gute Sache. Sein Leben danach auszurichten ist nahezu unmöglich, wenn man diesen Trend nicht als kompletten Lebensinhalt betrachten möchte. 

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17 thoughts on “Thoughts | Healthy Shit

  1. Ich bin dick geworden, ich habe mich sieben Jahre gehen gelassen. Seit drei Wochen bin ich im Fitnesswahn. Gut, vor den besagten sieben Jahren war ich immer sportlich, es machte Spaß. Dann kam ER, er hat mich faul gemacht, die Bäuche wuchsen und wir wurden immer fetter. Vor vier Wochen habe ich den Cut gemacht, bin aus dem Schlafzimmer ins Arbeitszimmer gezogen, habe mich auf kohlenhydratarm umgestellt und es geht mir gut.

    Ich habe auch mal diesen ganzen Fitness-Postern gefolgt. Mittlerweile sind es nur noch drei Stück, weil ich diese Menschen toll finde. Ich bin ich selbst geblieben, oder sollte ich sagen, geworden? Das was mir lange gefehlt hat, ist wieder da, mein Ich. Deswegen lasst euch nie von einem Mann ändern, es bekommt euch nicht gut. Außer es ist euer großer Bruder, der euch Stil beibringen möchte. Und bleibt ihr selbst. Man muss nicht super sportlich sein, man muss nur man selbst sein :)

  2. unterschreibe ich einfach mal alles so außer der teil mit „ich kann essen was ich will “ :D
    das ist ein post der mir einfach nur aus dem herzen spricht. alle nörgeln über den magerwahn in den medien, wenn ich blogs aufmache sehe ich langsam aber etwas das dem immer mehr nacheifert. sport sport sport, keine kohlenhydrate mehr und umso mehr lowcarb desto besser. gefährliches halbwissen wird verbreitet und genuss wird verteufelt. ich hasse das.

    wie oft musste ich mir anhören “ du isst manchmal aber ganz schön ungesund“ ich hab morgens einfach keine zeit mir noch extra haferschleim a.k.a. porridge mit chia samen und fein säuberlich geschnittenem obst zuzubereiten. da muss manchmal einfach das ungesunde schokomüsli mit milch her. :D

  3. Sportlich war ich die letzten Monate so gut wie gar nicht unterwegs. Ich denke, dass mit meinem Ballettkurs auch die Motivation wieder kommt. Zudem habe ich ja feste Zeiten zu denen ich kommen „muss“ und mir nicht einfach aussuchen kann, wann ich dahin gehe. Eine Bekannte hat auch richtig viel abgenommen und postet so ein Zeugs jetzt immer auf Insta. Ich bewundere ihre neue Figur. Aber das ist Arbeit. Mir würde man Lebensqualität klauen, wenn ich nie wieder Sündigen dürfte (wobei jeden Tag Fast Food auch eine Bestrafung ist, aber Oma kocht auch manchmal ganz schön fettig^^).

  4. Also wenn ich auf einen solchen Sporty Tumblr stoß, bin ich auch immer bissl demotiviert – wenn ich meinen eigenen Antrieb betrachte etwas zutun (Bei mir ist Sport machen, „sich auspowern“, eine Wichtige Komponente zum Gesund bleiben)

    Die Sache ist ja da, ich entscheide ganz bauchgefühlmäßig, welchem Sportler ich folge und welche ich nicht. Es gibt diese Extreme, aber es gibt auch einige Blogger wie du und ich. Denen folg ich dann. Weil auch die öfters mal Pro Kuchen sind (Bin ich derzeitig übrigens auch!)

    Wenn man natürlich an ein Thema angefixt ist, fällt es einem öfters auf. Ne Freundin hat sich vor Monaten nen Mops angeschafft, seitdem seh ich überall Möpse.

  5. Ein wunderbarer Beitrag, danke dafür!
    Das ist so ein generelles Problem mit dem ganzen Geinstagramme (was für ein Wort! *g*)… gezeigt werden immer nur die Sonnenseiten. Die Sportbildchen und die Essensbildchen, wenn’s denn nett aussieht auf dem Teller. Selbst bei gammeligen Sofanachmittagen muss die Teetasse neben der Wolldecke und dem aufgeschlagenen Buch arrangiert werden. Weil das die Bilder sind, die man gerne anguckt, die einen inspirieren, die geliket werden. Dagegen ist ja eigentlich auch gar nichts zu sagen. Und wenn man sich aufrafft, das Mittagessen hübsch anzurichten, weil man’s fotogafieren will, oder es einen motiviert, zum Sport zu gehen wenn man ein Selfie davon postet, ist das ja auch okay. Kritisch wird’s dann, wenn das eigene Leben dauernd inszeniert werden muss, sei es jetzt für Instagram oder facebook oder den Blog…

  6. Du sprichst mir sowas von aus der Seele. Ok, ich bin nicht von Natur aus schlank und zur Zeit tu ich auch was dafür, dass sich das ein bisschen ändert, aber ich esse nunmal gern Süßes. Es gibt nichts schlimmeres, als dieser mitleidige Blick von meinem Brot mit leckerem (und furchtbar fettigem) Gouda zu meinen Oberschenkeln und zurück. Danke, dass du dafür Worte gefunden hast.
    Liebe Grüße, Pekanali

  7. Cooler Artikel. War früher auch mal Sportmuffel und inzwischen ist es anders. Allerdings mit der Ernährung… da hab ich noch so meinen kleinen Sünden, Burger und Pommer schmecken halt lecker. Mein Trainer meckert zwar immer, aber was der Körper braucht ;-) …. Gruß, Kim

  8. Wow ein toller Bericht! Endlich mal jemand der mir aus der Seele spricht. Ich liebe zwar das Laufen gehen und halte mich so fit, aber mehr schaffe ich nicht. Schließlich habe ich noch ein Lebens abseits vom Sport und gesunder Ernährung! Jeden Tag gesund kann ich nicht und will ich auch gar nicht. Viel zu gerne esse ich einfach mal etwas ungesundes, fettiges und fühle mich gut dabei (wenn ich nicht wieder mit Beiträgen über gesunde Ernährung und 7 mla die Woche Sport) zugespamt werde!
    Es tut gut zu wissen, dass man nicht so allein ist, wie man oft denkt ;-)

    LG
    Laura

  9. Hahaha, ich musste so lachen und ich geb dir vollkommen Recht! Momentan bin ich in einer schon fast 3 Monate andauernden Motivationsphase und mache echt mehrmals in der Woche Sport. Allerdings merke ich gerade, dass die Motivation stetig nachlässt und zum Mittagsessen gab´s erstmal ein Käsebrot mit schön viel Butter und als Nachspeise ein Macaron. Es muss nicht immer gesund sein und dieses zur Schau stellen geht mir auch tierisch auf den Keks! Als ob diese Leute nix besseres zu tun hätten, aber gut, jedem das Seine!:)
    LG, Vanessa

  10. Erst einmal: Toll geschrieben. Ich habe mich köstlich amüsiert und mich teilweise in den Beschreibungen wieder gefunden *hust*. Ja das mit der Motivation…schwieriges Thema. Da können mich andere Sachen einfach mehr begeistern. Leider sehe ich auch den Trend, dass immer mehr Leute meinten sie hätten eine was weiß ich Intoleranz gegenüber irgendwas. Somit MÜSSEN sie ja nur Salat essen :P *klar*. Und ich muss sagen, du hast ne Hammer Figur und bleib so wie du bist -auch mit Pro Kuchen :D.

    Drück dich
    Katharina von katcherry

  11. Auch dich kann dich vollkommen nachvollziehen!
    Ich kann essen, was ich will und halte mein Gewicht. Meine Sportnoten schwanken zwischen 3 und 4. Doch ich fühl mich gut, auch wenn ich außerhalb des Schulunterrichts kein Sport betreibe. Natürlich denke ich ab und zu ein bisschen Joga wär schon gut, doch ich schaffe es einfach nicht mir Zeit dafür zu schaffen (gehe in die 11. Klasse).
    Was mich aber am meisten stört ist, das Kohlenhydrate verteufelt werden und Proteine hoch gelobt, dabei gibt es genügend Studien, die dies widerlegen. Es werden Lebensweisen als richtig dargestellt, die es nicht sind. Es macht mich traurig, dass so viele Menschen, die sich keine Studien heraussuchen fehlinformiert werden.

  12. Ohje, da erkenne ich mich größtenteils wieder – mit dem Unterschied, dass ich es bis heute immer noch nicht geschafft habe, irgendwie wenigstens ein bisschen auf meinen Körper zu achten.

    Vor einigen Monaten habe ich es dann endlich einmal geschafft, regelmäßig Sport zu machen und ein wenig auf meine Ernährung zu achten. Und dann kam ganz plötzlich ein Schicksalsschlag und alle meine mühsam neu antrainierten Gewohnheiten waren mit einem Mal weg, weil es mir schlecht ging und ich keinen Kopf mehr dafür hatte (obwohl mir das ja sogar Spaß gemacht hatte).

    Wirklich ein lästiges Thema und ja, diese ganzen Poser sind zum Kotzen ;)

    Ich finde deine Figur übrigens auch schön!