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„Vermisst du es nicht manchmal richtig kreativ zu sein?“ werde ich gefragt und komme ins Wanken. „Aber ich bin doch kreativ!“ will ich fast trotzig erwidern und fange an nachzudenken. Nein, so richtig bin ich das eigentlich nicht mehr. Ich fotografiere, lasse mich fotografieren, schreibe und entwerfe und doch bin ich nicht kreativ. Ich arbeite nach einem Schema, habe meine Standartbearbeitungen, meine Themen über die ich schreibe und meine bewährte Art, wie ich darüber schreibe. Kleine Spielereien, Anekdoten oder gar neue Experimente gibt es fast gar nicht.

„Zeitmangel“ denke ich mir. Ich muss ja schließlich viel produzieren. Neue Bilder machen, neue Texte schreiben und mir Themen überlegen. Inzwischen bin ich darin routiniert. Alles läuft nach dem Schema F ab. Für Abweichungen reicht die Zeit nicht. Neues Ausprobieren kann zu Fehlern führen, zu unproduktiven Tagen. Zeitverschwendung eben.

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Vor ein paar Jahren war das noch anders. Da wurde die Kamera auf das Stativ gesetzt und alles ausprobiert, was in den Kopf kam. Perücken, Textschnipsel, Unschärfe, Doppelbelichtung, Texturen, Schriften, ja teilweise Collagen und Fotostrecken mit ganzen Geschichten. Themenshootings waren mein ein und alles. Vor allem in der Nachbearbeitung ging ich auf.

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Auch heute bearbeite ich noch unglaublich gern. Aber ich nehme mir die Zeit nicht mehr dazu Neues auszutesten. Mal eine Idee abseits der korrekten Outfitfotos zu verwirklichen und zu schauen was passiert.

Ich bin eingerostet. Und dabei bin ich noch nicht mal ein Vierteljahrhundert alt. Doch Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung und diesen tue ich hiermit. Ich erschaffe mir einen Tag in der Woche für die Freiheit meiner Ideen, zum Schreiben von Texten, die mir eben in den Sinn kommen und zum Bearbeiten/Fotografieren von Motiven, die mir eben gefallen. Zum Nachdenken. Zum Zurückkehren zur Kreativität. Zu mir selbst.

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Der Sonntagspost hat nun Einzug gehalten auf Kiamisu.de. Schon vor Jahren hatte ich eine solche Kategorie schon mal und ich habe sie immer vermisst. Ich hoffe ihr freut ich ebenso wie ich, nun wieder persönlichere und ausgefallenere Posts hier zu finden.

Fotos: Harry Besel (Racoon Productions)

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24 thoughts on “Sonntagspost | Endlich wieder denken

  1. Ich freue mich riesig wenn ich solche Sonntagspost lese. Es ist immer so sympatisch und persönlich. Ein schöner Text & ich hoffe du findest wieder die Zeit um kreativ zu sein. Der Plan mit ‚einmal die Woche‘ ist ein super Anfang!
    Liebst,
    Farina

  2. Ich kenne das Problem zu gut, aber wie Du schon sagst, neben dem Job, der Freizeit und dem Blog ist einfach keine Zeit um einfach mal so auszuprobieren. Ich mag diese Routine aber auch irgendwie sehr gerne, dann kann man sich immerhin darauf verlassen, dass es funktioniert.
    Liebste Grüße,
    Marina

  3. Ich glaube es ist wirklich schwer nicht in solch einen Trott zu kommen. Mir geht es oft ähnlich wie dir aber es liegt auch bei mir oft einfach an der Zeit. Das lässt sich ja dann auch immer nur schwer ändern. Mir gefällt dieser Beitrag übrigens total gut und der Bilder sind einfach der Wahnsinn! :)

    Liebe Grüße
    jelaegbe.blogspot.de

  4. Schöner Artikel liebes. Ich kenne das Gefühl nur zu gut und bin deshalb froh, wenn ich Ferien habe. Dann mache ich mal wieder die Dinge, die ich vernachlässigt habe.
    Liebst Michelle von beautifulfairy

  5. Sehr interessanter Post, in dem die Bilder definitiv im Fokus stehen. Du siehst so toll aus!

    Ich denke oft, dass ich kreativ bin. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke: nein, eigentlich bin ich es überhaupt nicht! Ich bin zickig, sensibel, ehrgeizig, liebenswürdig, aber niemals kreativ. Allerdings glaube ich, dass Kreativität eine Eigenschaft von vielen ist, an der man arbeiten kann :)

    Liebe Grüße
    Mareike von Mareike Unfabulous :)

  6. Irgendwann schleicht sich der Alltag bzw. die Routine ein. Das kenne ich gut von mir. Man meint es gar nicht böse und bewusst auffallen tut es einem auch nicht. Da weil sind Gedankenspielereien und neue Impulse denen man gerne folgen möchte (auch wenn einem die Zeit fehlt) eine wunderbare Inspirationsquelle und auch eine herrliche Abwechslung. Sonntagspost willkommen!

  7. Ich liebe solche Sonntagsposts ja total :) Und lese sie dann auch an einem Montag Abend :D
    Ich habe auch das Gefühl, dass bei mir zurzeit viel nach dem Schema F verläuft, obwohl Bloggen ja eigentlich kreativ ist. Meine persönlichen Beiträge retten mich da eben auch, schön dass du die Kategorie wieder eingeführt hast!

    Liebe Grüße,
    Vita

  8. Servus,

    ich freue mich. Für dich, weil du deinen Weg zurück zu deiner ursprünglichen Kreativität beschreiten willst, für mich, weil ich gerade heute auf deinem Blog gelandet bin und deine mich sehr berührenden Zeilen gelesen habe.

    Ich bin schon gespannt auf deine nächsten Artikel!

    Herzliche Grüße

    Sissi

  9. Ein sehr toll verfasster Beitrag von dir und eine noch bessere Entscheidung. Ich liebe es Sonntags „Laber“ Beiträge zu lesen.
    Deine Bilder sind dir wieder einmal toll geglückt und du siehst darauf aus wie eine Elfe. Ich freue mich schon auf weitere Bilder.

    Liebe Grüße,
    Daniela

  10. Oh du hast so Recht!
    Ich erwische mich in den letzten Jahren auch immer mehr, wie ich teilweise einfach gar keinen Bock habe, kreativ zu sein. Ich kann malen, singen, basteln, kenne mich mit dem webdesign aus, kann ein bisschen fotografieren (laienhaft ok quasi :-D) usw.
    Es gäbe so viele Möglichkeiten, mich und all das, was mich umgibt, deutlich kreativer darzustellen und zu behandeln, aber oft sagt mein Kopf dann einfach nur „Möööööh. Nö. zu voll.“ Ende.

    Wenn mir andere sagen „Boah Sandra, du bist SO kreativ“ lächel ich meist schon müde und fühle mich fast ein wenig verarscht, weil ich selbst weiß, wie viel zur Zeit in mir schlummert.

    Einsicht ist da auf jeden Fall gut. Und (wieder) etwas persönlicher zu werden bestimmt auch. Bin gespannt, ob du deine Kreativität wieder voll raus lässt und neuen, verrückten Kram ausprobierst :-D

  11. „Wenn man sich nicht weiterentwickelt und in ein Schema verfällt, dann lebt man nicht mal mehr richtig.“ Stillstand ist das was einem oft als bequem und richig vorkommt, aber schlichtweg der falsche Weg ist. Natürlich kann man mal eine kleine Verschnaufpause einlegen, aber man sollte sich nie die Kreativität stehlen lassen. Nicht von der Zeit.

    Jya.

  12. Ich weiß genau was du meinst!
    Habe jetzt auch nach längerer Pause einen komplett neuen Blog gestartet, um wieder mehr ins Kreative zurückzukehren, aber meistens fehlt dann doch – wie du oben schon sagst – die Zeit um alles auszuprobieren :(
    Früher hab ich auch immer Themenshootings gemacht, wozu inzwischen aber keine Zeit mehr ist, zwischen all den Klausuren, Arbeit, Familie und Freunde.
    Aber es ist eine gute Idee sich so einen Tag rauszupicken, um kreativ zu sein!
    Nur frag ich mich wiederum ob man dann auch immer an dem Tag es auch wirklich schafft, was zustande zu bringen. Bei mir sind immer die vollgepacktesten Tage die kreativsten, aber das ist ja auch bei jedem anders.
    Und solche Texte sind eine super Idee!

    Liebe Grüße
    Francii,
    von boon-and-bane.blogspot.de

  13. Ich kann diese Gefühlslage wirklich sehr gut nachvollziehen. Ab einem gewissen Punkt macht man, was funktioniert. Und irgendwie bleibt die Kreativität auf der Strecke. Ich freue mich auf alle Fälle darauf, auch hier Sonntagsposts zu lesen und bin schon sehr neugierig auf die Themen!

    Liebe Grüße und einen schönen Abend wünsche ich dir noch,
    Casey

  14. Das ist bei mir eher Andersherum. Freunde sagen mir immer wie sehr sie meine Kreativität bewundern und das sie das so wundervoll finden. Ich selbst schaue auf das was ich mache und denke nicht, dass es kreativ ist. Es ist normal halt. Ohne meine Leistung dabei zu bewerten. Es ist das, was ich kann, das was ich gut mache, nicht das was Neu ist, was ich entwickelt habe.
    Danke für den Denkanstoß : )
    Süße Grüße
    Alison

  15. Das kommt mir sehr bekannt vor und oft, denke ich so über mein Leben nach. Ich stehe jeden Morgen auf, gehe mit dem Hund, gehe zur Arbeit bei der ich fast immer das Gleiche mache, fahre nach Hause, gehe mit dem Hund, mache Sport oder Essen und das wars vom Tag. Irgendwie auch ziemlich eingerostet! Zum Glück habe ich meinen Blog, der mich da immer mal wieder rausholt!
    LG Jenny